dafür gibt es hier es einen text von diana hellwig als kleinen
einblick:
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Das Rieseln der Zeit
Ausstellung "sichtbar | unsichtbar" in der Hoffnungskirche Dresden-Löbtau
Das Unsichtbare geht um in dieser Ausstellung. Uta Caroline Thom und Uwe Teich laden zum Sehen dessen ein, was sich sonst der Ansicht entzieht.
Der Blick richtet sich zuerst nach oben, zu den Aufnahmen der Dresdner Fotografin, die im Flirren des Lichts und den ins bewusste Sehen gehobenen, vergrößerten Strukturen eine poetische, erinnerungsträchtige Stimmung schafft. Eine Stimmung, die gefüllt ist mit dem flammenden Muster gewebter Stuhlkissen, fremder Farben und Gestalten, im Vorbeigehen erblühender lupenhaft gezeigter Geisterleben der Dinge. Etwas wie golddurchwirkte gläserne Rinden und schimmernde, entrückte Baumsilhouetten ("Segen", 2018; "Aussicht" II). Und in der Mitte von all dem, oberhalb der Eingangstür: ein leerer Rahmen, unerklärt, unerklärlich. Nur das Bild daneben zeigt, und dies realistisch und in aller Schärfe, wer dort herausgefallen ist. Wer, wodurch auch immer – einen Umzug, eine Ungeschicklichkeit oder Gleichgültig – verletzt und zur Seite gestellt wurde. Der Dornenkranz, der Riss über dem Scheitel.
Dieser Riss begegnet dem Besucher nocheinmal auf Augenhöhe in einem Foto von Uwe Teich, dessen Arbeiten an der Seitenwand unter den hoch aufragenden Rundbogenfenstern angebracht sind. Je mehr Helligkeit sie hereinlassen – zauberhaftes, pastellfarbenes Strahlen, das Lichtbänder über ein weiteres Bild gießt – um so dunkler klafft die Wunde in diesem Jesusbild ("light an shadows", 2019; "broken jesus", 2018) . Daneben ein blickloser Mönch, der als gläubiger Atlas duldsam seine Last trägt, und der Schatten eines Treppengeländers, dessen metallene Streben scheinbar auf eine Hand warten, die sie zum Klingen bringen. Aber die Saiten geben keinen Laut von sich. Wie feiner Kies rieselt die Zeit in die Stille – auf jenen abgeschabten, hölzernen Stuhl, der zu sagen scheint „ich bleibe hier /Und bewahre diesen Platz.“ (U. Teich)
Zwischen beiden Ausstellungsteilen leuchten auf weißes Papier geschriebene Worte. Sie verbinden den Gestus beider Künstler und hallen noch lange nach. Worte, die von innen wirken - Güte, Liebe, Versöhnung, Hoffnung, Demut. Und solche, die nur von außen zugetragen werden können und denen sich der Mensch öffnen und bereit machen muss – Segen, Trost, Gnade; altmodische Worte allesamt, denen nachzuhören heute jedoch mehr denn je geraten scheint. Und so geht man wie mit nackten, weichen Füßen durch die Wärme und Kälte dieser Ausstellung. Man fühlt sich dabei seltsam geborgen.
Diana Hellwig
Das Unsichtbare geht um in dieser Ausstellung. Uta Caroline Thom und Uwe Teich laden zum Sehen dessen ein, was sich sonst der Ansicht entzieht.
Der Blick richtet sich zuerst nach oben, zu den Aufnahmen der Dresdner Fotografin, die im Flirren des Lichts und den ins bewusste Sehen gehobenen, vergrößerten Strukturen eine poetische, erinnerungsträchtige Stimmung schafft. Eine Stimmung, die gefüllt ist mit dem flammenden Muster gewebter Stuhlkissen, fremder Farben und Gestalten, im Vorbeigehen erblühender lupenhaft gezeigter Geisterleben der Dinge. Etwas wie golddurchwirkte gläserne Rinden und schimmernde, entrückte Baumsilhouetten ("Segen", 2018; "Aussicht" II). Und in der Mitte von all dem, oberhalb der Eingangstür: ein leerer Rahmen, unerklärt, unerklärlich. Nur das Bild daneben zeigt, und dies realistisch und in aller Schärfe, wer dort herausgefallen ist. Wer, wodurch auch immer – einen Umzug, eine Ungeschicklichkeit oder Gleichgültig – verletzt und zur Seite gestellt wurde. Der Dornenkranz, der Riss über dem Scheitel.
Dieser Riss begegnet dem Besucher nocheinmal auf Augenhöhe in einem Foto von Uwe Teich, dessen Arbeiten an der Seitenwand unter den hoch aufragenden Rundbogenfenstern angebracht sind. Je mehr Helligkeit sie hereinlassen – zauberhaftes, pastellfarbenes Strahlen, das Lichtbänder über ein weiteres Bild gießt – um so dunkler klafft die Wunde in diesem Jesusbild ("light an shadows", 2019; "broken jesus", 2018) . Daneben ein blickloser Mönch, der als gläubiger Atlas duldsam seine Last trägt, und der Schatten eines Treppengeländers, dessen metallene Streben scheinbar auf eine Hand warten, die sie zum Klingen bringen. Aber die Saiten geben keinen Laut von sich. Wie feiner Kies rieselt die Zeit in die Stille – auf jenen abgeschabten, hölzernen Stuhl, der zu sagen scheint „ich bleibe hier /Und bewahre diesen Platz.“ (U. Teich)
Zwischen beiden Ausstellungsteilen leuchten auf weißes Papier geschriebene Worte. Sie verbinden den Gestus beider Künstler und hallen noch lange nach. Worte, die von innen wirken - Güte, Liebe, Versöhnung, Hoffnung, Demut. Und solche, die nur von außen zugetragen werden können und denen sich der Mensch öffnen und bereit machen muss – Segen, Trost, Gnade; altmodische Worte allesamt, denen nachzuhören heute jedoch mehr denn je geraten scheint. Und so geht man wie mit nackten, weichen Füßen durch die Wärme und Kälte dieser Ausstellung. Man fühlt sich dabei seltsam geborgen.
Diana Hellwig